Der wundervolle Muskelaufbau des Dreizehnstreifenziesels

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Niedlich: ja, aber das Dreizehnstreifen-
ziesel kann etwas, was wir uns alle wünschen!

Über die schier endlosen Grassteppen Nordamerikas, durch das sich bis an das Ende der Zeit wogende Gras der Prärien kann man – wenn man sich ganz stark konzentriert und ganz genau hinsieht, so genau, dass man die Augen ganz doll zusammenkneifen muss – vielleicht einen kurzen Blick auf das Ictidomys tridecemlineatus erhaschen. Gut, das war vielleicht etwas dramatisch. Denn vom Dreizehnstreifenziesel gibt es eine ganze Menge in Nordamerika, bis zu 24,5/ha. Das entspricht 2450 Dreizehnstreifenzieseln pro Quadratkilometer. Das ist in etwa auch die Bevölkerungsdichte von Hamburg – nur so am Rande. Das Dreizehnstreifenziesel sieht mit seinen 13 Streifen zwar verdammt cool aus, ist aber ansonsten nicht sonderlich spektakulär. Dachten wir! Doch eine amerikanische Studie der University of Colorado, die vor einem halben Jahr in The Journal of Experimental Biology über das Dreizehnstreifenziesel erschienen ist, trägt den Samen in sich, der eines Tages unser aller Leben von Grund auf ändern kann.

Das Dreizehnstreifenziesel hat grundsätzlich ein ziemlich geiles Leben. Im Sommer trollt es durch Nordamerika und hat eigentlich nur ein Ziel: Sich bis zum Ende des Sommers ziemlich fett gefressen zu haben. Wenn das Dreizehnstreifenziesel sich nicht gerade trollt oder frisst und dabei unglaublich niedlich ist, pflanzt es sich noch fort. Schimpft mich ambitionslos, verklagt mich ruhig für meinen mangelnden Ehrgeiz, ich sage es frei heraus: Ich wäre verdammt gerne ein Dreizehnstreifenziesel. Ist die Krone der Schöpfung vielleicht doch nicht das Schwein, der Mensch?

Aber als wäre das noch nicht genug, hat das Dreizehnstreifenziesel noch eine Superkraft! Wenn das Dreizehnstreifenziesel sich genug Speck für den Winterschlaf angefressen und sich mit einer Dreizehnstreifenzieselin vergnügt hat, zieht es sich im Oktober in seinen Bau zurück. Der ist ca. 4-6 m lang und komfortabel gepolstert. Dort rollt es sich zusammen und fährt seine Atmung herunter: von ca. 100-200 Atemzügen in der Minuten auf nur einen Atemzug jede fünf Minuten. Erst im April erwacht es wieder und kommt auf seinem Bau, fast sieben Monate Winterschlaf ohne essen und ohne Bewegung. Der Winterspeck ist dann weg. Und eigentlich müssten auch die Muskeln weg sein. Vom Menschen wissen wir ja, dass bei Inaktivität und zu geringer Energieaufnahme (Essen), nicht nur das Fett schmilzt, sondern auch die Muskeln abgebaut werden, um Energie für die lebenserhaltenden Körperfunktionen zu gewinnen. Das Dreizehnstreifenziesel und natürlich auch die Zieselin jedoch bauen in den letzten Monaten des Winterschlafs wieder Muskeln auf!

Muskelaufbautraining, wie ihn das Dreizehnstreifenziesel betreibt

Muskelaufbautraining, wie ihn das Dreizehnstreifenziesel betreibt

Ausreichend Schlaf ist auch für den Muskelaufbau beim Menschen unerlässlich, das belegen wissenschaftliche Studien. Aber da geht es um den täglichen oder nächtlichen Schlaf. Nicht um sieben Monate am Stück. Da würde man sich beim Menschen eher fragen, ob die Maschinen nicht doch abgeschaltet werden sollen.

Die wichtigsten Erkenntnisse der Dreizehnstreifenziesel-Studie

Winterschlafende Säugetiere liefern ein extremes Beispiel für natürlich auftretende Herausforderungen an die muskuläre Selbstregulation. Der Jahres-Zyklus zeichnet sich durch einen Wechsel von Gleichwärme im Sommer mit einhergehendem Stoffaufbau und Vergrößerung der Körperfettdepots und Wechselwärme im Winter ohne Nahrungsaufnahme und einem Katabolismus aus. […] Das Muskelvolumen von Dreizehnstreifenzieseln, gemessen per Magnetresonanztomographie an den hinteren Gliedmaßen der Ziesel (6 Ziesel, 10 Serien-Scans), verringerte sich mit dem Beginn des Winterschlafs und erreichte einen Tiefpunkt im Februar. Paradoxerweise stieg die durchschnittliche Muskelmasse ab Februar stark an, trotz fortlaufenden Winterschlafs und weiterer Abnahme der Körpermasse bis April. Dem entsprechend war das Verhältnis der Muskelmasse zur Körpermasse während der Schwund-Phase konstant, erhöhte sich aber signifikant von Februar bis Mai (+70%) und ließ damit Änderungen in Niere und Leber, die mit der gleichen Methode gemessen wurden, deutlich hinter sich. Konstanter Querschnitt und Dichte der Muskelfasern zeigen, dass der Muskel-Wiederaufbau dieses Winterschläfers gut reguliert sind, trotz der sich saisonal massiv ändernden Nahrungsaufnahme und Aktivitätsniveau. […] Die Muskelprotein-Synthese war im frühen, aber nicht im späten Winter 66% niedriger gegenüber dem Ausgangswert im Sommer. Es konnten jedoch keine solche Änderungen während des Winters bei Herz, Leber und Darm beobachtet werden, was auf eine Änderung der Skelett-Muskel-Regulation zwischen frühem und spätem Winter hinweist, noch bevor das Dreizehnstreifenziesel im Frühling erwacht und wieder mit geregelter Ernährung beginnt. [Vgl. Original-Zusammenfassung der Studie am 29.04.15]

Dreizehnstreifenziesel

Das Dreizehnstreifenziesel ist ab sofort mein neues Lieblingstier.

Um das nochmal eben zusammenzufassen: Ein halbes Jahr tagsüber wach sein, nachts knacken und nichts tun außer niedlich sein, Koitus und sich einen gepflegten Bauchspeck anfressen. Dann ein halbes Jahr schlafen und wenn ich aufwache, habe ich einen schlanken, muskulösen Körper, mit dem ich in die nächste Sommer-Saison starte. Da ich ja gerne schlafe (aber immer zu wenig) und die meisten Menschen mich auch sehr umgänglich finden, wenn ich schlafe, werde ich mich mit diesem Thema mal näher befassen müssen. Schritt 1: Kleines Muskelaufbau-Nickerchen. Von meiner kleinen Nichte habe ich eine Panda-Schlafmaske bekommen, die sicher wunderbar mit dem Sofa in unserem Aufenthaltsraum harmonieren wird. Schritt 2: Recherche zum Thema Fit im Schlaf. Das Thema schreit nach mehr Beachtung! Vielleicht finde ich auch diese Superkraft. So macht fit werden Spaß. Und ich verspreche Euch, ich werde nicht eher ruhen, bis ich herausgefunden habe, wie wir Menschen diese Superkraft erlangen können. Das heißt natürlich auch, dass jedes Nickerchen ab sofort Arbeitszeit ist!


Ich versuche ja seit einiger Zeit, fit werden und Spaß miteinander zu verknüpfen. Dafür sehe ich mich in alle Richtungen um, scheue nichts und fürchte weder Tod noch Teufel. Ein Fitness-Ritter ohne Ehr‘ und Adel. Fehl und Tadel natürlich. Dazu beschäftige ich mich dann zum Beispiel mit Ernährung, dem wundersamen Muskelaufbau beim Dreizehnstreifenziesel oder auch Zumba. Das hat mir wesentlich mehr Spaß gemacht, als ich gedacht hatte. Alle Artikel zum Thema Fit werden mit Spaß findet Ihr hier!


PS: Diesen Artikel widme ich meiner ehemaligen Texter-Kollegin. Was für Dich das Eichhorn ist, ist für mich das Dreizehnstreifenziesel.

4 thoughts on “Der wundervolle Muskelaufbau des Dreizehnstreifenziesels

  1. Die ehemalige Texter-Kollegin

    Lieber Christian!
    Die ehemalige Texter-Kollegin freut sich natürlich sehr über deine Widmung und sendet dir viele liebe Grüße!

    P.S.: Du machst dich gut als Ziesel 😉

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