A. Zerulla 4.2.2021 -
Kettler Ergometer Tour 600
Zusammenfassung: Gut verpackt, wertige Bauteile, keine unangenehmen Kunststoffgerüche, mangelhafte Montageanleitung, nach dem Aufbau robust und individuell einstellbar, nur wenige Trainingsprogramme, KettMaps/KinoMaps zunächst nicht nutzbar. Zu hoher Preis für ein verbesserungswürdiges Gesamtkonzept.
Die Lieferung erreichte mich in einem gut sortierten Karton. Die Einzelteile waren sicher verpackt.
Der Aufbau stellte mich allerdings vor ungewohnte Herausforderungen, da die beiliegende Montageanleitung allenfalls als Mangelhaft bezeichnet werden kann.
Ich beziehe mich auf die dem Produkt beigelegte gemeinsame Montageanleitung für die Produkte TOUR 600, Art.-Nr.: EM1013-400, und TOUR 800, Art.-Nr.: EM1014-400, mit der Versionsangabe "docu 1013/ 1014-400a/06.20" ab Seite 16.
Für den Packungsinhalt wurde die Abbildung mit einer technischen Bezeichnung ergänzt. Die Bezeichnung wurde augenscheinlich aus einer technischen Zeichnung kopiert. Der Schriftgrad ist so klein, dass die Bezeichnung nur mit einer Lupe gelesen werden kann. Allerdings ist beispielsweise die Bezeichnung "Ø8*84 1PCS" auch wenig hilfreich. Bei diesem Einzelteil kommt hinzu, dass es in der abgebildeten Form gar nicht vorliegt. Hier fehlt ein bereits aufgeschraubter Zylinder mit Bohrung und Gewinde, der später für die Befestigung der Griffstange zwingend erforderlich ist. Auf diesen Zylinder gehen die Abbildungen 8-13 überhaupt nicht ein.
Zu den Abbildungen ist zu sagen, dass hier nachvollziehbare und erkennbare Detailvergrößerungen vollständig fehlen. Die benötigten Einzelteile sind im Ausdruck kaum zu erkennen. Das PDF-Dokument lässt sich erst ab einer Vergrößerungsstufe von 200 Prozent einigermaßen lesen.
Immer wieder fehlen wesentliche Handlungsschritte, um den abgebildeten Arbeitsschritt bei der Montage nachvollziehen zu können. Abbildung 2 zeigt die Montage des hinteren Querträgers. Die Abbildung wird ergänzt mit dem Piktogramm für einen Kreuzschlitz-Schraubenzieher. Die verwendeten Schrauben sind allerdings Sechskantkopf-Schrauben. Die Aufnahme für den Querträger war in meinem Fall mit einer Transportsicherung aus Kunststoff belegt. Diese war verschraubt und musste entfernt werden, um der Montageanleitung folgen zu können. Dieser Hinweis fehlt völlig.
Abbildung 15 soll die Montage der Sattelstütze zeigen. Eine um die Stütze liegende Rutschsicherung aus Kunststoff ist weder abgebildet noch als Handlungsschritt dargestellt. Zusätzlich ist diese Sicherung produktionsbedingt noch nicht arretiert und muss manuell zunächst in die richtige Position gebracht werden.
Ab Seite 23 Abbildung 17b weicht die Montageanleitung von den bisherigen Kopien einer technischen Zeichnung ab und zeigt zum ersten Mal eine deutliche Detailvergrößerung als Handlungsschritt zur Anbringung der Riemen. Allerdings ist der Montagepunkt nach der manuellen Montage der Pedale für einen handelsüblichen Gabelschlüssel viel zu eng. Die Pedale kann bei montiertem Riemen nicht mit einem solchen Gabelschlüssel festgezogen werden.
Das für die Montage erforderliche Werkzeug wird auf Seite 16 abgebildet. Hier fehlen allerdings die Größenangaben. Da die Bezeichnung in der Checkliste darüber kryptisch und unleserlich sind, bleibt es hier dem Kunden überlassen, das geeignete Werkzeug durch ausprobieren herauszufinden. Das zusätzlich ein Imbusschlüssel erforderlich ist, wird erst am Ende auf Seite 25 erwähnt. Hier finden sich auch erstmals Hinweise auf die erforderliche Schlüsselweite "SW 19". Allerdings habe ich keinen Gabelschlüssel dieser Größe benötigt.
Die Trisport AG (Kettler) hat mir hierzu lediglich mitgeteilt, dass meine Anmerkungen geprüft und baldmöglichst angepasst werden.
Aufgebaut vermittelt das Gerät einen wertigen Gesamteindruck. Es hat während des Trainings einen stabilen Stand. Allerdings ist eine Unterlage bei anstrengenden Trainings tatsächlich sinnvoll.
Die Induktionsbremse ist etwas gewöhnungsbedürftig. Bei der automatisierten Belastungssteigerung greift die Bremse zu Beginn zu stark ein. Nach einigen Umdrehungen hat man dann den Eindruck, dass die Bremskraft etwas zurückgeht.
Die Auswahl an vorbereiteten Trainings ist etwas dürftig. Hier wird mir der Eindruck vermittelt, dass das Produkt mit einem Minimum an Detailentwicklungen marktreif gemacht wurde. Für ein ausgewogenes Training müssen eigene Programme zusammengestellt werden. Für das Ausdauertraining über die kalte und nasse Jahreszeit würde allerdings auch ein einfaches Programm reichen, da Zeit- und Belastungsvorgaben variabel sind.
Die beworbene Nutzung von KettMaps / KinoMaps hat mich neugierig gemacht. Allerdings wurde mein Gerät zunächst gar nicht unterstützt. Erst nach längerem Kontakt zum KinoMaps Support konnte ich das Gerät über Bluetooth mit dem Tablet verbinden. Die Probephase war fast abgelaufen und wurde mit Verweis auf die fehlerhafte Unterstützung des Herstellers auch nicht verlängert. Hier bietet sich dann aber nur die Möglichkeit, die angebotenen Strecken als Videofilm "nachzufahren". Eine "interaktive" Nutzung (mit automatisierter Belastungsänderung) ist nur dem Topmodel vorbehalten. Die Strecken können nach Zeit- oder Entfernungsvorgabe gefahren werden. Belastungsänderungen können nur manuell über die Bremskraft eingestellt werden. Die Anwendung KinoMaps kann aktuell 14 Tage getestet werden, danach ist die Nutzung nur im Rahmen eines kostenpflichtigen Abos möglich.